Wer den Suhler Friedberg kennt, weiß, dass es da oben gerne neblig ist. Dies war auch am
Vormittag des 10.07.2021 so. An dem Tag wurde die Landesmeisterschaft ausgetragen. Bei einer
Entfernung von 50 m bedeutete der Nebel aber auch, dass ich zwar die Scheiben stehen sah – aber
nicht, wo die Pfeile steckten. Das ist allerdings wichtig, um den Zielpunkt (meist mit der
Pfeilspitze) auszurichten und ggf. zu korrigieren.
Mehr nach Gefühl begann somit das Einschießen. Später setzte sich die Sonne durch, was den
Pfützen-Slalom nicht aufhob, aber man sah immerhin die Pfeile stecken.
Entgegen meiner vorherigen Einschätzung konnte ich mit meinem Jagdbogen offenbar am besten
mit den herrschenden Bedingungen umgehen und mit 577 Ringen den 1. Platz erringen (Klasse
Blankbogen Damen, 5 Starterinnen). Platz 2 und 3 gingen an die Damen aus Gera (Sandra
Dölitzscher – 548 Ringe bzw. Ellen Klotz – 497 Ringe).
In der nächsten Zeit musste ich mich umstellen und zugleich 4 Distanzen trainieren. Meinen Fokus
legte ich auf die DM in Varl, wo ich die nächste Chance haben würde, in einem Turnier die 1200
Ringe zu erreichen. Damit wäre ich die Erste bei den Frauen mit dem Jagdbogen.
Dass dies umsetzbar ist, zeigte sich im Juni in Jena. Dort verbesserte ich nicht nur meinen eigenen
deutschen Rekord auf 1199 Ringe – sondern landete mit dem Ergebnis auch denkbar knapp
daneben.
Am 21./ 22.08.2021 fand in Varl (Rahden / NRW) die Deutsche Meisterschaft für Bögen ohne
Visier statt. Dabei galt es, über vier Distanzen (50 / 40 / 30 / 20 m) möglichst oft ins Goldene zu
treffen.
Der Wetterbericht sagte zumindest für Sonnabend trockenes und meist sonniges Wetter voraus. Dies
würde für die Langdistanzen von Vorteil sein. Bogenschützen sind zwar nicht aus Zucker – wenn
man aber Rekorde schießen möchte, wäre gutes Wetter ein Faktor, der zum Gelingen beiträgt.
Bei der Turniereröffnung wurden Urkunden für neue deutsche Rekorde überreicht. Ich erhielt eine
für 309 Ringe auf 40 m und 1199 Ringe (gesamt), jeweils für die 1440er WA Runde vom Juni in
Jena. Ich bekam außerdem mit einem Zwinkern den Hinweis, dass ein Drucker vorhanden wäre –
die Konkurrenz jedoch stark sei.
Ich sah dies als Ansporn und freute mich auf den Wettkampf.
Die wechselnden Lichtverhältnisse machten es schließlich doch etwas schwieriger, als gedacht. Mit
270 Ringen lag ich bei den 50 m zwar vorn, aber ein wenig unter meinen eigenen Erwartungen.
Abgerechnet wird zum Schluss, an dem Punkt des Turniers ist noch alles offen und machbar!
Nach einer Pause ging es auf 40 m weiter. Ohne Einschießen musste man sich möglichst schnell auf
die neue Distanz einstellen. Mir gelang dies zwar erst mit dem 3. Pfeil, insgesamt kam ich mit den
36 Pfeilen aber auf 310 Ringe. Noch an der Zielscheibe gratulierte mir meine Mitschützin zum
neuen Rekord. Ich verstand erst nicht. Aber stimmt, ich hatte mit der Leistung dafür gesorgt, dass
die vorhin überreichte Urkunde schon wieder nicht mehr aktuell ist.
Für Sonntag sagte der Wetterbericht viel Regen voraus. Dass der sich irrte, freute uns diesmal sehr.
Nun galt es noch, die Kurzdistanzen (30 und 20 m) zu schießen. Dabei musste ich die „fehlenden“
Ringe von 50 m aufholen. Immer mein Ziel – 1200 Ringe – vor Augen.
Dass dies in greifbarer Nähe war, zeigte sich gegen Ende. An dem Punkt ärgerte ich mich erneut
über meinen Patzer bei den 50 m. Diesen negativen Gedanken durfte ich aber nicht Oberhand
gewinnen lassen. Bogenschießen ist zu einem sehr großen Teil Kopfsache.
Mit Konzentration auf die saubere Schießtechnik und weiterhin viel Spaß bei der Sache setzte ich
zum Schluss eine 59 (von 60) als letzte Passe auf den Schießzettel. Sozusagen als krönenden
Abschluss.
Da ich mitgerechnet hatte, wusste ich mit der Landung des letzten Pfeils, dass ich die 1200 nicht
nur geschafft, sondern sogar übertroffen hatte! Das Gefühl, es geschafft zu haben, ist unbeschreiblich.
Leise gejubelt wurde daher gleich hinter der Schießlinie, ohne die anderen zu stören…

Mit den 1207 Ringen hatte ich nun nicht nur die 4. Goldmedaille bei meiner 4. DM in der Tasche,
sondern auch den angestrebten Rekord erreicht. Mein Dank gilt dabei auch der Schützin des SSV
PCK 90 Schwedt, mit der ich durchweg sehr harmonisch und in Ruhe im Wechsel schießen konnte.
Danke, Lisa! :-)
Die Ergebnisse bei den Damen Jagdbogen (6 Starterinnen):
1. Platz Bärwolf, Isabell Blau-Weiß Weißensee TH 1207 Ringe
2. Platz Flanz, Lisa SSV PCK 90 Schwedt BB 1116 Ringe
3. Platz Nordsiek, Inga SC GW Paderborn NW 1093 Ringe

Verfasst von Isabell Bärwolf